Unterwegs: „flumen“ bei der 16. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie

Lilian Pungas, Philip Koch und Jana Holz nahmen für „flumen“ an der Tagung mit dem Schwerpunkthema „Ressourcen in der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung vom 30. September bis 01. Oktober 2019 teil.

Im Zuge der Tagung diskutierten die ca. 20 anwesenden Nachwuchswissenschaftler_innen über materielle ebenso wie immaterielle Ressourcen, darüber auf welche Art und Weise Ressourcen das Verhältnis von Gesellschaft und Umwelt prägen, über Dimensionen von sozialer Ungleichheit bezüglich der (Un-)Verfügbarkeit und Nutzung von Ressourcen sowie darüber wie etwas überhaupt zu einer Ressource wird (also gesellschaftlich als solche konstruiert und anerkennt wird). Die Vorträge waren zu so diversen Themen wie der Verwendung des Konzepts der Ökosystemleistungen in der Stadt- und Regionalplanung, der Vermeidung von Essensresten in der Kantinenverpflegung, zu Inwertsetzung von Natur und den Grenzen des Ressourcenbegriffs im Zuge der Beschäftigung mit Biodiversitätskonflikten sowie zu Bioökonomie. Zunächst hat am ersten Tag Maria Backhouse (Leiterin unseres Schwesterprojekts Bioinequalities an der Universität Jena) über Ressourcen und globale soziale Ungleichheiten in der entstehenden Bioökonomie in Brasilien referiert und in die Tagung eingeleitet. Direkt anschließend stellten Jana Holz und Lilian Pungas das Projektvorhaben „flumen“ sowie erste Gedanken zu ihren Fallstudien resultierend aus den Feldaufenthalten im Sommer 2019 in Estland und Finnland vor. Die Diversität des Begriffs Bioökonomie, die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Vorgänge, die darunter gefasst werden (oder auch nicht) sowie die politischen und wirtschaftlichen Interessen, die mit einer Ausweitung und Förderung bioökonomischer Programme einhergehen, wurden in beiden Beiträgen angesprochen und anschließend mit den Teilnehmenden diskutiert.

Mehr Informationen zur Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie.

Forschungskolloquium „Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformation“ im WiSe 2019/20

Wir bieten dieses Kolloquium in diesem Semester auf Initiative der BMBF-Nachwuchsgruppe ‘flumen’ erstmals an, um aktuelle Forschungsarbeiten zu sozial-ökologischen Themen vorzustellen und zu diskutieren. Es ist auch als Anlauf- und Treffpunkt für Masterstudierende im Vertiefungsbereich “Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformationen” und andere sozial-ökologisch Interessierte gedacht. In den kommenden Semestern soll unter Beteiligung der weiteren an der Lehre in diesem Vertiefungsbereich beteiligten Arbeitsbereiche ein reguläres Kolloquiumsprogramm, auch mit Gastvorträgen, angeboten werden.

14.11.2019
Jana Holz und Lilian Pungas (flumen):
Diverse Praktiken biobasierten Wirtschaftens in
Finnlands und Estlands Land- und Forstwirtschaft
Erste Impressionen aus dem Feld.28.11.2019

28.11.2019
Exkursion zur Bioraffinerie von Südzucker in Zeitz
Anmeldungen bis 25.10.2019 an martin.fritz@uni-jena.de (begrenzte Plätze!)

12.12.2019
Philip Koch (flumen):
Gutes Leben und gute Bioökonomie in Ecuador?

Mittwoch, 18.12.2019
18-20, Großer Rosensaal*
Mauricio Torres (Belem, Brasilien)
Brennende Landschaften: Hintergründe und
Ursachen der Feuer im Amazonas

16.01.2020
Anne Tittor (BioInequalities):
Konflikte um die Bioethanol Produktion in
Cordoba, Argentinien, aus einer
Umweltgerechtigkeitsperspektive.

06.02.2020
Dennis Eversberg (flumen):
Was sind und zu welchem Ende untersuchen wir
Mentalitäten?

*Portugiesisch mit deutscher Übersetzung. Organisiert vom Arbeitsbereich “Globale Ungleichheiten und sozial-ökologischer Wandel”

Neuer Artikel: Public Support for Sustainable Welfare Compared: Links between Attitudes towards Climate and Welfare Policies

Im August ist der von Martin Fritz gemeinsam mit Max Koch von der Universität Lund, Schweden, verfasste Artikel in der Zeitschrift Sustainability erschienen. Er ist Teil des Sonderheftes ‚Sustainable Welfare beyond Growth‘ und beschäftigt sich mit der empirischen Analyse von Einstellungen zu verschiedenen Klima- und Sozialpolitiken. Die beiden Autoren gehen der Frage nach, welche Personen, sozialen Gruppen und Länder in Europa soziale und ökologische Ziele gleichermaßen befürworten oder ablehnen und können auf diese Weise ein erstes Bild sozialökologischer Mentalitäten in Euroa zeichnen. Die Ergebnisse und der komplette Artikel sind hier frei zugänglich im open access.

Unterwegs: Jana Holz ist im August zu Besuch in Finnland und an der Universität Helsinki

Jana Holz weilt vom 12. bis 23. August 2019 für ihre Dissertation als Gastwissenschaftlierin an der Universität Helsinki. Insgesamt verbringt sie vier Wochen in dem nordeuropäischen Land und besucht neben der Hauptstadt die Orte Tampere, Joensuu und Jyväskvlä. Im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe „Mentalitäten im Fluss: Vorstellungswelten in modernen bio-kreislaufbasierten Gesellschaften“ (flumen) schreibt Jana Holz ihre Dissertation über Innovationen und Veränderungen im finnischen Sektor der Forstwirtschaft und mit Bezug auf die Bioökonomie sowie deren sozialstrukturellen Bedeutung für Transformationsprozesse. In dieser ersten Feldphase werden in Kooperation mit der Universität Helsinki eine Vielzahl an qualitativen Interviews mit Expert*Innen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft geführt, um genauer nachzeichnen zu können, wie die Bioökonomisierung der Forstwirtschaft die lokalen und regionalen Strukturen prägt. Ziel des Aufenthaltes ist demnach eine erste Erhebung von Daten. In einer zweiten Feldphase 2020 wird näher ergründet, was sich konkret vor Ort verändert hat und wie die Beteiligten die Veränderungen wahrnehmen.

Unterwegs: Lilian Pungas forscht im August in Estland

Für ihre Dissertation im Forschungsprojekt „Mentalitäten im Fluss: Vorstellungswelten in modernen bio-kreislaufbasierten Gesellschaften“ (Flumen) ist Lilian Pungas im August in die Region Narva nach Estland gereist. Zum Teil mit ihrer Übersetzerin führte sie dort diverse Interviews mit Expert*Innen und Praktizierer*Innen im Bereich der Bioökonomie und (Semi-)Subsistenzlandwirtschaft. In dieser Region hat Selbstversorgung schon während der Sowjetzeit eine besonders große Rolle gespielt, aber auch während des und nach dem Zusammenbruch(s) der Sowjetunion. Anhand der Subsistenzlandwirtschaft sollen die unterschiedlichen Haltungen und Einstellungen der Akteur*innen zu den bioökonomischen Veränderungsprozessen, Mensch-Natur-Verhältnissen uvm. erfasst werden.

Unterwegs: Lilian Pungas und Dr. Martin Fritz nehmen im Juni an der ESEE 2019 (European Society for Ecological Economics) in Turku teil

Lilian Pungas stellt in Turku an der ESEE 2019 Konferenz (https://esee2019turku.fi)  ihren neuen Artikel („Food self-provisioning as an answer to the metabolic rift: The case of ‘Dacha Resilience’ in Estonia“, erschienen in The Journal of Rural Studies im April 2019) vor. Ihr Schwerpunkt in der Nachwuchsgruppe flumen baut auf ihre damalige Fallstudie auf. In dem Artikel diskutiert sie die Semisubsistenzlandwirtschaft in Osteuropa (am Beispiel Estlands) als eine Alternative für eine Suffizienz-orientierte nachhaltige Landwirtschaft.

Dr. Martin Fritz organisiert mit Katharina Bohnenberger von der University Duisburg-Essen eine Special Session mit dem Titel ‚Sustainable Welfare and Eco-social policies – Solutions for the Post-Growth Society‘. Darin geht es um die Frage, wie in modernen bio-kreislaufbasierten Gesellschaften Wohlfahrt und Sozialpolitik konzipiert sein müssen, um sowohl ökologischen Anforderungen gerecht zu werden als auch soziale Gerechtigkeit zu ermöglichen. Es werden verschiedene konkrete eco-social policies wie z.B. ein kostenloser ÖPNV und Arbeitszeitreduzierungen diskutiert und Dr. Martin Fritz selbst wird einen Vortrag halten über die mit sozialökologischen Politiken verbunden Mentalitätsformen. Dazu präsentiert er am Beispiel von politischen Orientierungen Ergebnisse aus ländervergleichenden Analysen von Umfragedaten. 

Neuer Artikel: Food self-provisioning as an answer to the metabolic rift: The case of ‘Dacha Resilience’ in Estonia von Lilian Pungas

Neuer Artikel: Food self-provisioning as an answer to the metabolic rift: The case of ‘Dacha Resilience’ in Estonia

Im April erschien ein Artikel von Lilian Pungas in einem Journal (The Journal of Rural Studies), in dem sie die Semisubsistenzlandwirtschaft in Osteuropa (am Beispiel Estlands) als eine Alternative für eine Suffizienz-orientierte nachhaltige Landwirtschaft diskutiert hat. 

Der Artikel ist hier zu finden.

Neues Buch: Degrowth/Postwachstum zur Einführung Matthias Schmelzer/Andrea Vetter, 256 S., € 15,90

Degrowth/Postwachstum zur Einführung Matthias Schmelzer/Andrea Vetter, 256 S., € 15,90

Gerade ist das Einführungsbuch zu Wachstumskritik und Degrowth/Postwachstum erschienen, das Matthias Schmelzer gemeinsam mit Andrea Vetter geschrieben hat. Das Inhaltsverzeichnis sowie der größte Teil der Einleitung kann hier heruntergeladen werden.


Degrowth oder Postwachstum ist ein dynamisches Forschungsfeld und Bezugspunkt vielfältiger sozial-ökologischer Bewegungen. Postwachstum ist nicht nur eine grundlegende Kritik an der Hegemonie des Wirtschaftswachstums. Es ist auch eine Vision für eine andere Gesellschaft, die angesichts von Klimawandel und globaler Ungleichheit Pfade für grundlegende Gesellschaftsveränderung skizziert. Dieser Band macht erstmals den Versuch einer systematischen Einführung. Er diskutiert die Geschichte von Wachstum und Wirtschaftsstatistiken und rekonstruiert die zentralen Formen der Wachstumskritik: ökologische, soziale, kulturelle, Kapitalismus-, feministische, Industrialismus- sowie Süd-Nord-Kritik. Und er gibt einen Überblick zu den wichtigsten Vorschlägen, Konzepten und Praktiken, die er zugleich politisch einordnet.
       
»Souverän, aber bündig, breit gefächert, aber nuanciert – eine solche Einführung in das Postwachstumsdenken hat gefehlt! Konkrete Utopien haben ihre heimlichen Schlüsselwörter: Obergrenze und selektives Wachstum, Gemeinwohl und Solidarität, Commons und Konvivalität. Es ist an der Zeit, sie auszuprobieren und einzuüben, bevor sie unversehens in aller Munde sind!«
Wolfgang Sachs, Herausgeber des Development Dictionary. A Guide to Knowledge as Power

»Kompakt, sorgfältig, inspirierend. Degrowth/Postwachstum zur Einführung bietet sowohl einen spannenden und differenzierten Einstieg für Anfänger_innen, als auch eine systematische, tiefgreifende und kritische Analyse der verschiedenen Strömungen, die auch Expert_innen überraschen wird. Von Kritik und Utopie bis hin zu aktivistischen Interventionen geben die Autor_innen einen umfassenden Überblick über die internationale Degrowth-Debatte in ihren Differenzen, Widersprüchen und Potentialen für eine radikale sozial-ökologische Transformation.«
Barbara Muraca, Autorin von Gut Leben: Eine Gesellschaft jenseits des Wachstums

Buchdiskussionen in Berlin, Leipzig, Hamburg, Weimar, Zürich, Bremen, Flensburg, Jena, Rostock und weiteren Städten – Informationen dazu bald hier.

Workshop: Transitions, ‚pileups‘ and the rule of abstract Energy: Energy regimes and social transformations in and beyond the fossil era, May 15, 2019

Workshop: Transitions, ‚pileups‘ and the rule of abstract Energy: Energy regimes and social transformations in and beyond the fossil era

Research Workshop with Éric Pineault (UQAM, Montreal/Kolleg Postwachstumsgesellschaften) in Jena, May 15, 2019

In this workshop, we will discuss several related controversies concerning the relations between changes in the energy basis of modern capitalist societies on the one handand transformations of their social and mental infrastructures on the other hand. In his famous book „Carbon Democracy“, Timothy Mitchell has claimed that the material properties of fossil energy sources shape the social, mental and political structures of the societies using them to a very high degree, pre-forming as it were the opportunities and limits of democratization processes. Against this view, Andreas Malm has objected in „Fossil Capital“ that the takeoff of a coal-based industrial economy in 18th century Britain was not the „work“ of coal as a resource itself, but the outcome of an expansionary social logic and mentality that had been at play long before, and that merely found its preferred medium of abstraction from social and material restraints in the innovation of the steam-powered factory. Larry Lohmann and Nicholas Hildyard have emphasized that „energy“ itself is an abstract concept that, analogous to the logic of exchange value, enables economic actors to disregard social and material limitations to their activities and conceive of them as capable of infinite expansion. How such expansion has been enabled again and again in the course of the past two centuries by adding oil, gas, nuclear and other energy sources to the energetic base has been demonstrated by Vaclav Smil. His empirical analyses of global energy use in the fossil era amount to the thesis that these energy sources, rather than being the drivers of expansion in several stages that societies have successively ‚transitioned‘ through, have in fact progressively ‚piled up‘ to meet a ceaselessly expanding energy demand. Based on texts by these authors, we will discuss these and related issues, with a particular focus on what conclusions may be drawn from these debates in view of the necessity of far-reaching change that societal energy systems will face in the near future if a post-fossil, bio-based economy and society is to be achieved and catastrophic global warming averted.

„Fossile Mentalität am Ende?“ Projektauftakt der BMBF-Nachwuchsgruppe „Mentalitäten im Fluss “ (flumen)

Projektauftakt der BMBF-Nachwuchsgruppe „Mentalitäten im Fluss“ (flumen)

Fossile Mentalität am Ende?
Ein Gespräch mit Daniela Gottschlich und Stephan Lessenich über Externalisierung, biobasiertes Wirtschaften und Einstellungswandel

Donnerstag, 10. Oktober // 18 Uhr // Auditorium „Zur Rosen“ (Johannisstraße 13, Jena)

Klimakrise, Artensterben und zunehmende politische Konflikte zeigen: Ein Gesellschaftsmodell, das sich auf die immer weiter beschleunigte Ausbeutung fossiler Ressourcen und auf die Externalisierung der Folgekosten stützt, hat keine Perspektiven mehr – es ist am Ende. Weniger klar ist aber, ob damit auch die fossile Mentalität am Ende ist: jene vorherrschenden Einstellungen, jene von der ständigen Verfügbarkeit großer Mengen von Energie ausgehenden Normalitätsvorstellungen, die sich in der kapitalistischen Moderne auf der Basis einer auf ständig beschleunigter Förderung von Kohle und Öl basierenden Wirtschaft entwickelt haben.
Welche Widerstände setzt diese fossile Mentalität einem Wandel hin zu gerechteren und ökologisch tragfähigen Verhältnissen entgegen – sei es in Form politischer Protestbewegungen oder als Beharrungskraft von Gewohnheiten? Und wie genau müssten sich diese Mentalitäten eigentlich verändern im Übergang von der steigerungsorientierten linearen Durchflusswirtschaft hin zu biologisch basierten Wirtschaften, deren materielle Basis nicht beliebig ausgeweitet werden kann, sondern den natürlichen Begrenzungen zyklischer Stoff- und Energieflüsse unterliegt?

Mit Daniela Gottschlich (diversu e.V. – Institut für Diversity, Natur, Gender und Nachhaltigkeit, Lüneburg, Autorin des Buches “Kommende Nachhaltigkeit”) und Stephan Lessenich (LMU München, Autor des Buches „Neben uns die Sintflut“) diskutieren wir anlässlich des Projektauftakts der BMBF-Nachwuchsgruppe „Mentalitäten im Fluss“ (flumen) https://www.soziologie.uni-jena.de/flumen.htmlam Institut für Soziologie diese Fragen, zu deren Beantwortung die Arbeit der Gruppe in den nächsten Jahren beitragen soll.