Neue Publikation von Lilian Pungas (2023): Degrowth Enthusiasm and the Transformation Blues of the East: Reflections on Integrating Post-socialist Transformation Experiences into the Degrowth Discourse

Das Working Paper, No. 215/2023 des Institute for International Political Economy Berlin der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin wurde von Lilian Pungas gemeinsam mit Jana Gebauer und Gerrit von Jorck verfasst.

Abstract

Dieser Artikel verfolgt die Verbindungen zwischen post-sozialistischen Transformationen und der Degrowth-Bewegung nach. Basierend auf einer Reihe von Workshops mit dem Titel „Degrowth Enthusiasm and the Eastern Blues“, die wir in den letzten Jahren organisiert haben, konzentriert sich dieser Artikel auf folgende Fragen: Was können wir aus den Transformationsprozessen sozialistischer Gesellschaften in kapitalistische Gesellschaften lernen? Auf welche Erfahrungen und Praktiken vor und nach diesen Transformationen können potenzielle Degrowth-Gesellschaften aufbauen? Inwieweit können die Erfahrungen der Menschen mit einem alternativen System und seiner Transformation dazu beitragen, ihr Potenzial in einer sozial-ökologischen Transformation zu entfalten und die „Veränderungsmüdigkeit“ zu überwinden? Wir präsentieren Schlüsselerkenntnisse aus unseren Workshops, die wir mit eigenem empirischen Material aus Estland und einer theoretischen Untersuchung der (post-)sozialistischen Wirtschaft kombiniert haben, um sechs Thesen zu formulieren, die wir für eine dekoloniale Degrowth-Debatte als wesentlich erachten.

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Dennis Eversberg auf dem Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie am 5. Juli 2023

Zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen leitet Dennis Eversberg die Ad-Hoc Gruppe „Sozial-ökologischer Transformationskonflikt oder nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit? Konkurrenzen und Komplizenschaften in der sozial-ökologischen Krise“ am 5. Juli 2023 von 11 bis 12:30 Uhr.

Dabei führt er mit Hauke Dannemann von der Wirtschaftuniversität Wien ein Streitgespräch zum Thema „Sozial-ökologischer Transformationskonflikt oder nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit?

Infrastrukturprojekte um die Energiewende sehen sich zunehmend Widerständen ausgesetzt, die sich in der Zivilgesellschaft mitunter unter Befeuerung und Unterstützung durch nationalistisch-autoritäre Kräfte organisieren. Harsche Vorwürfe von Fortschrittsfeindlichkeit und ‚öko-diktatorischer‘ Gesinnung werden auch in der breiteren Öffentlichkeit schnell laut, wenn transformative Forderungen nach einem ökologischen Umbau der Landwirtschaft oder einer Mobilitätswende gestellt werden. Auch jüngere Aktionen des zivilen Ungehorsams der Klimabewegung haben – mitunter gewalttätige – Reaktionen hervorgerufen, die von einem Beklagen von Hysterie bis zur Delegitimierung durch die Behauptung einer Nähe zu terroristischen Praktiken reichen. Neben solchen intentionalen und expliziten Widerständen und Gegenbewegungen zu sozial-ökologischen Transformationsanliegen manifestieren sich unterschwelligere Widerstände auf der Ebene der Persistenz nicht-nachhaltiger Gewohnheiten, Ansprüche und Selbstverständlichkeiten aber auch bei solchen Akteuren, die sich als Unterstützer:innen einer Transformation verstehen.

Wie lassen sich solche Widerstände soziologisch deuten? Zur Beantwortung dieser Frage liegen konkurrierende soziologische Deutungsangebote vor. Strittig ist aktuell etwa, ob es sich dabei um Anzeichen eines zusehends eskalierenden sozial-ökologischen Transformationskonflikts handelt, in dem sich pro- und anti-transformative Kräfte zunehmend konfrontativ gegenüberstehen, oder ob der Fokus auf offene Gegnerschaften nicht eher tiefer liegende Persistenzen und eine übergreifende Bündniskonstellation der nachhaltigen Nicht-Nachhaltigkeit verschleiert. In einem Streitgespräch gehen Hauke Dannemann (IGN, WU Wien) und Dennis Eversberg (Nachwuchsgruppe flumen, FSU Jena) der Tragfähigkeit dieser soziologischen Analyseperspektiven auf den Grund, indem ihre Gegensätze, aber auch ihre analytischen Synergien in den Blick genommen werden.

Vortrag von Martin Fritz im wissenschaftshistorischen Kolloquium am Ernst-Haeckel-Haus der FSU Jena, 22.06.23

Das Ernst-Haeckel-Haus, Jena (Quelle: indeedous/Wikimedia Commons)

Am 22.06.2023 wird Martin Fritz beim wissenschaftshistorischen Kolloquium am Ernst-Haeckel-Haus der Universität Jena einen Vortrag halten mit dem Titel „A cartography of the social-ecological transformation in Germany: Exploring interconnections between classes, mentalities and practices“. Die Ergebnisse der relationalen Analysen der Befragungsdaten von flumen werden vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.

Vortrag von Martin Fritz und Linda von Faber bei der KSG Erfurt zu „Ungleichheiten im Kontext von Energiekrise und sozial-ökologischer Transformation“, 31.05.23

Am 31.05.2023 präsentierten Martin Fritz und Linda von Faber die Forschung von flumen bei der Katholischen Studierendengemeinde in Erfurt. Sie hielten einen Vortrag zum Thema „Ungleichheiten im Kontext von Energiekrise und sozial-ökologischer Transformation“ und diskutierten anschließend mit den Studierenden über Mentalitäten, Lebensweisen und Möglichkeiten, die doppelte Herausforderung anwachsender Ungleichheiten und ökologischer Krisen zu bewältigen.

Neue Publikation von Jana Holz (2023): The concept of the human-forest relationship (HFR) – Definition and potentials for forest policy research in Forest Policy and Economics

Abstract

Forests are a crucial and contested part of nature. Their management is at the center of policies and conflicts around global sustainability aspirations and potential futures. Human attitudes and practices play major role in these policies and conflicts. This article focuses on the meanings humans attach to forests. These meanings act as drivers influencing activities and decision-making from forest use to governance, and escalation of forest conflicts.

This article sets out 1) to establish and develop the concept of the human-forest relationship (HFR) in order to elaborate on people’s forest-related meanings, and 2) to discuss the potentials of the HFR concept for forest policy and research with a focus on forest conflicts and potential futures.

The HFR concept depicts a reciprocal relationship between humans and forests that is formed as a result of personal experiences, life histories, as well as cultural and societal backgrounds and environmental settings. HFR possesses the future dimension, as the forest-related meanings may be reflected in the expectations that humans connect to the future state of forests. As forests differ from other natural environments ecologically, culturally, politically, and socially, the HFR concept contributes in identifying, describing and analyzing these forest-specific meanings influencing forest policy and management.

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„Von Yuppies, Ökos, Egos und dem kleinen Mann“ Interview mit Jana Holz und Martin Fritz in der taz

„Von Yuppies, Ökos, Egos und dem kleinen Mann“ lautet der Titel des Interviews, das Malene Gürgen mit den beiden Flumen-Wissenschaftler*innen Jana Holz und Martin Fritz für die taz führte. Darin sprachen die beiden darüber, „wie Geld, Bildung und Umweltbewusstsein zusammenhängen“ und „welche Klischees stimmen und welche nicht.“


Illustration: Anaïs Edely

Das Interview erschien am 13.05. in der wochentaz und online hier.


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Zum gleichen Thema schrieb Malene Gürgen auch den Artikel „Alles eine Frage der Mentalität“ im taz-Newsletter „Team Zukunft“.

Diesen Artikel gibt’s hier.

Save the Date & Call for Participation: Soziologisches Waldsymposium, 01.12.2023

Soziologisches Waldsymposium, 01.12.2023, FSU Jena

Einladung

Wir laden herzlich zum ersten soziologischen Waldsymposium am 01.12.2023, 9:30 bis 17:00 Uhr, an die Friedrich-Schiller-Universität Jena ein. Mit dem Symposium möchten wir einen niedrigschwelligen Austausch von Soziolog*innen und soziologisch forschenden Sozialwissenschaftler*innen, die zum Bereich Wald und Forst arbeiten, anregen. Es werden unter anderem, aber nicht ausschließlich, Schwerpunkte auf Fragen zu waldbasierter Bioökonomie, Care und/oder Sorge, Wald(aus)nutzung, relevante Akteur*innen und Institutionen sowie Fragen von sozial-ökologischer Nachhaltigkeit gelegt.

Der Fokus der Veranstaltung liegt auf Vernetzung, unterschiedlichen methodischen und theoretischen Perspektiven und einem spezifisch soziologischen Blick auf Wald.

Geplant sind zwei Beitragsformate: 

a) das klassische Vortragsformat (15min + 10 min Diskussion) und 

b) ein Pitch Format (max. 3min pP, gerne mit 1-2 Slides, einem Flipchart oder Plakat), in denen ihr eure Forschungsfragen- oder Projektideen vorstellen könnt. 

Für das leibliche Wohl wird gesorgt sein. Das Projekt flumen wird sowohl das Catering als auch die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Fahrt- und mögliche Unterbringungskosten müssen bei diesem ersten Treffen selbst getragen werden.

Bitte lasst uns eure Anmeldung (Titel, kurzes Abstract, Beitragsvorschlag und -format oder Teilnahme ohne eigenen Beitrag) bis zum 15.09.2023 (ronja.schroeder@uni-oldenburg.de) zukommen. 

Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen! 

Das Orga-Team

Jana Holz (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Soziologie, flumen), 

Ronja Mikoleit (Stabsstelle Gesellschaftlicher Wandel der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Freiburg), 

Anna Saave (Humboldt-Universität zu Berlin, Department für Agrarökonomie, BioMaterialities) und 

Ronja Schröder (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Sozialwissenschaften, AG Sozialtheorie)

Working Paper Nr. 7 veröffentlich: Konfliktfeld Mobilitätswende – Eine Analyse sozial-ökologischer Mobilitätsmentalitäten

Büttner, Melissa (2023)

Abstract
In diesem Paper wird in Anlehnung an Eversbergs Konzept der sozial-ökologischen
Mentalitäten (Eversberg 2020, Eversberg et al. 2021) eine Typologie der Einstel-
lungsmuster bezüglich Nachhaltigkeit und Alltagsmobilität erarbeitet. Anhand einer
Faktoren- und Clusteranalyse mit repräsentativen Daten der Umweltbewusstseins-
studie 2018 konnten acht unterschiedliche Mobilitätsmentalitäten herausgearbeitet
werden, die verdeutlichen, dass der Automobilismus als hegemoniales System im
Zentrum eines Koniktes um eine mögliche Mobilitätswende steht. Die acht Cluster
lassen sich hierfür in zwei etwa gleich große Lager aufteilen, einerseits in automo-
bil-beharrliche Einstellungen, zu denen der anti-ökologische Auto-Enthusiasmus,
die multioptionale Steigerungsmobilität, der konservative Automobilismus und die
pseudoarmative, automobilzentrierte Wachstumsanität gehören. Auf der anderen
Seite existieren vier Cluster, die in unterschiedlicher Vehemenz und aus unterschied-
lichen Motiven dem Automobilismus mit Skepsis und Kritik begegnen: der ÖPNV-
orientierte Pragmatismus, die veränderungsoffen zwangsautomobile Mentalität, die
reduktionistische Mobilitätsmentalität und der progressive Fahrradenthusiasmus.
Aus der Konstellation dieser acht unterschiedlichen Mentalitäten wird deutlich, dass
Alltagsmobilität und deren zukünftige nachhaltige Gestaltung ein hoch polarisiertes
Koniktfeld ist, das einerseits von einer fest verankerten automobilen Beharrung und
andererseits von einem mitunter progressiven Veränderungswillen geprägt ist. Ab-
schließend wird diskutiert, inwiefern manche der hier vorgefundenen Einstellungsty-
pen als fossile Mentalitäten (Büttner/Schmelzer 2021) beschrieben werden können.

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Neue Publikation von Lilian Pungas (2023): Dachas and food democracy—What makes a (good) food citizen? in Frontiers in Sustainable Food Systems

Abstract

Against the backdrop of multiple crises within—and due to—the current industrial agri-food system, food is a highly political issue. As calls for food sovereignty grow louder and the war in Ukraine exposes the fragility of global food systems, the concept of food democracy calls on all (food) citizens to engage in a democratic and collective struggle for socially just and environmentally friendly food systems. To date, “Western” examples of food democracy and formal political procedures of civil society have dominated scholarship, ignoring the self-organized, low-key, and informal political activities around food in the post-socialist East. In this article, we shed light on the aspects of food democracy within Food Self-Provisioning (FSP) practices in Eastern Estonia, which is our case study. Our empirical data is based on semi-structured interviews conducted in 2019–2021 with 27 gardeners on their so-called dachas—a Russian term for a plot of land with a seasonal allotment house used primarily for food production. The analysis focuses on the food-, farming-, and nutrition-related attitudes and practices of the gardeners, as well as the multitude of collective endeavors to improve food systems. Despite the precarious socio-economic and political status of the gardeners, we identified a variety of subtle, informal, and mundane forms of democratic practices and everyday resistance. We investigate the interplay of these aspects along the three dimensions of food democracy (input, throughput, output). On the one hand, FSP on Eastern Estonian dachas encompasses essential characteristics of the mainly “Western” concept of food democracy, allowing access to and participation in agricultural production while preserving (re)productive nature in the future. On the other hand, we caution against excessive optimism and romanticization of such local food communities, as they tend to remain exceptions and risk extinction or displacement if they are not valorized and reshaped through public discourse. We conclude with a plea for building and strengthening alliances between the marginalized elderly rural food producers and the more youthful urban food activists to achieve more democratic, just, and ecologically sound food systems.

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