Martin Fritz (flumen, Universität Jena) und Max Koch (School of Social Work, Universität Lund) stellen im Rahmen der Seminarreihe LUCSUS an der Universität Lund (Schweden) ihr Paper „Habitus and climate change: Exploring support and resistance to sustainable welfare and social–ecological transformations in Sweden.“ vor.
Wann? 30. September 2021 | 11:00 – 12:00 Uhr
Wie? Das Seminar findet auf Englisch und online statt. Registrieren Sie sich bitte hier. Sie erhalten dann eine Bestätigung und Zoom-Einwahldaten per E-Mail. Mehr Informationen hier.
Abstract des Papers: We explore peoples‘ dispositions and practices with regard to social–ecological transformations based on a sustainable welfare policy strategy in Sweden. We draw on Bourdieu’s concept of habitus to highlight the relations between social positions, dispositions, and position-takings. Using data from an own survey, we identify habitus types and place these in the space of social positions. We apply principal component analysis to a large set of questions about social, ecological, and climate change related topics and identify eight underlying eco–social dispositions. These are used for cluster analyses that find typical constellations of eco–social dispositions within the Swedish population: variants of eco–social habitus. We find seven habitus types and describe their social characteristics, political preferences, and practices. Finally, the seven habitus are plotted onto the map of social positions, the Bourdieusian social space, highlighting their relations—proximities, tensions, and contestations—to each other. We find evidence that political struggles around social–ecological transformations reproduce existing social structures but are also connected to new “eco–social” divisions that appear between groups in similar positions. In the conclusion we discuss the implications for social–ecological transformations based on sustainable welfare. Zum Paper
Unser Mitarbeiter Martin Fritz hat in Kooperation mit Kolleg*innen der Universität Lund an einem gemeinsamen Artikel gearbeitet, der nun im British Journal of Sociology frei zugänglich veröffentlicht wurde (https://doi.org/10.1111/1468-4446.12887).
Unter dem Titel „Habitus and Climate Change“ untersuchen sie mit Hilfe der relationalen Methoden, die wir hier bei Flumen auch anwenden, welche Konflikte, Widerstände und Unterstützungs- sowie Kooperationspotenziale es für postfossile Transformationen in Schweden gibt. Durch die Analyse von Umfragedaten aus dem Jahr 2020 können sie sieben verschiedene sozial-ökologische Habitus, oder wie wir bei Flumen sagen: Mentalitäten, identifizieren und veranschaulichen, wie sich diese im Bourdieuschen Sozialraum verorten lassen. Im Vergleich zur Situation in Deutschland, für die Dennis Eversberg bereits differenzierte Analysen bereitgestellt hat (Flumen Working Paper Nr. 1) zeigt sich ein ganz ähnliches Bild mit ähnlichen Mentalitäten und politischen Lagern: In beiden Ländern kann eine politische Mehrheit für umfassende postfossile Transformationen gewonnen werden, wenn sich ausreichend große Teile der meist materiell besser gestellten sozialen Gruppen mit liberalen, veränderungsoffenen Mentalitäten mit dem Lager der transformationswilligen sozial-ökologischen Mentalitäten zusammenschließen.
Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass eine Transformation hin zu einer post-fossilen Wirtschaft auf Grundlage erneuerbarer und bio-basierter Energien und Ressourcen unvermeidlich ist, und dass dies grundlegende strukturelle Veränderungen in modernen Gesellschaften verlangt. Diese Veränderungen werden jedoch bislang vor allem als technologische Innovationen und Umgestaltungen von Produktionsprozessen und Infrastrukturen verstanden. Weitaus weniger beachtet werden dagegen die Fragen, wie sich post-fossile Transformationen auf die gegenwärtig verbreiteten Lebensweisen bzw. typischen Muster von Alltagspraktiken sowie auf die Mentalitäten bzw. Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsgewohnheiten der in diesen Gesellschaften lebenden Menschen auswirken (müssen), die ihrerseits nicht minder von 200 Jahren Fossilismus geprägt sind. Dieses Working Paper stellt unseren Ansatz einer relationalen sozial-ökologischen Mentalitätsforschung vor, den wir als notwendige Ergänzung zur bestehenden Forschung über postfossile Transformationsprozesse vorschlagen, um diese beiden Dimensionen systematisch in den Blick zu nehmen. Es erörtert zunächst den Mentalitätsbegriff als konzeptionellen Ausgangspunkt, skizziert seine Ursprünge in der Tradition der deutschen Soziologie und gibt ihm eine solidere theoretische Grundlage, indem es ihn in Pierre Bourdieus Theorie der Praxis mit ihrem Habituskonzept verankert. In Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Debattensträngen der sozial-ökologischen Forschung (u.a. zu gesellschaftlichen Naturverhältnissen, den materiellen, institutionellen und mentalen Infrastrukturen fossiler Wachstumsgesellschaften und den Dynamiken von Externalisierung und Ungleichheit, die den entsprechenden Lebensweisen zugrunde liegen) schlagen wir eine Reihe von Erweiterungen vor, durch die sich die relationale Praxistheorie für sozial-ökologische Fragen sensibilisieren lässt. Hiervon ausgehend schlagen wir ein „sozial-ökologisches Update“ von Bourdieus Praxistheorie vor, das sie mit dem Konzept der „sozialen Naturbeziehungen“ und der Konstruktion eines „Raums der sozialen Naturbeziehungen“ in Analogie und Ergänzung zum Raum der sozialen (Klassen-)Beziehungen an diese Debatten anschließt.
Das Working Paper Nr. 5 von Dennis Eversberg, Martin Fritz, Jana Holz, Philip Koch, Lilian Pungas und Matthias Schmelzer zum Herunterladen
Der Olivensektor der Provinz Jaén im Süden Spaniens dient als Beispiel dafür was passiert, wenn eine bio-basierte Wirtschaft ihre biophysischen Grenzen erreicht. Die andalusische Bioökonomiestrategie versucht den Sektor durch Modernisierungsmaßnahmen wie technische Innovationen und Mechanisierung zu reformieren. Das Paper betrachtet zuerst demographische Daten zur Provinz, um dann die historische Entwicklung des Olivensektors nachzuzeichnen. Diese Informationen werden dann in Informationen zur aktuellen Lage des Olivenanbaus eingebettet. Der Vergleich von historischer Entwicklung und heutiger Situation bringt folgende Ergebnisse: Zum einen steht die aktuelle Bioökonomiestrategie in einer Tradition von Maßnahmen, die die Schwächung des Olivensektors zum Ziel hat und die Region industrialisieren und modernisieren wollten. Weiterhin ist die Entstehung des Olivensektors ein spezieller Fall von Wachstum, der nicht mit Landkonzentration und technischer Modernisierung einherging, sondern auf einer intakten Bauernschaft beruht, durch die der Sektor extensiv wuchs. Der Olivensektor ist damit als historische Bioökonomie anders als die heute geforderte Strategie. Die Differenzen zwischen den beiden führen zu mehreren Spannungsfeldern, die hier weiter erläutert werden und weiter beforscht werden sollten.
Im Panel 4 „Landwirtschaftliche Praktiken neu beleuchten – Sorge. Arbeit. Verantwortung.“ hält Lilian Pungas am 24. Juli 2021 den Vortrag „Who stewards whom? Care and stewardship in working with the soil“, der verschiedene Care-Aspekte in der (Semi-) Subsistenzlandwirtschaft in Osteuropa/Estland behandelt.
„flumen“ organisiert am 6. Juli 2021 drei Live-Stream-Sessions zu Bioökonomie und Wachstum auf der online-Konferenz „Building Alternative Livelihoods in Times of Ecological and Political Crisis“. Mehr zur Konferenz, zum Programm und zur Registrierung siehe unten.
Die flumen-Sessions:
Growth, Technology and the Bioeconomy (6. Juli, 13:45-15:15 Uhr GMT+1 (UK-Zeit) | in Deutschland: 14:45-16:15 Uhr!)
Speakers:
Dennis Eversberg, Jana Holz: Empty Promises of Growth: The Bioeconomy and Its Multiple Reality Checks
Miriam Boyer & Sarah Hackfort: The Growth Paradigm and the High-Tech Bioeconomy
Matthias Schmelzer: Fossil capital and carbon mentalities: Contours of the social in historical studies on energy transitions
The global frontlines of the bioeconomy: Conflicts and rural social inequalities related to the expansion of the bioeconomy (6. Juli, 13:45-15:15 Uhr GMT+1 (UK-Zeit)| in Deutschland 14:45-16:15 Uhr!)
Speakers:
Eduardo Erazo Acosta: The power of the ancestral philosophy of Alli kawsay (Buen Vivir) in the indigenous movements of Colombia – Ecuador
Axel Anlauf: Contesting the bioeconomy‘s bottleneck–conflicts around phosphate mining and trade in Piura, Peru
Anne Tittor: Towards an extractivist bioeconomy without decarbonization?
Sabaheta Ramcilovic-Suominen: Envisioning just bioeconomy transformations for Europe: Drawing from degrowth and intersectional decolonial environmental justice movements and ideas
European perspectives in the contested transformation towards a bio-based economy (6. Juli, 15:30-17:00 Uhr GMT+1 (UK-Zeit) | in Deutschland: 16:30-18:00 Uhr!)
Speakers:
Maja Hoffmann, Clive Spash: Sectoral analysis of the impacts of greenhouse gas mitigation on work for the Austrian economy, and implications for the debates on just transition and degrowth
Joachim Spangenberg: The German Bioeconomy Strategy – Debunking the Narrative
Philip Koch: Transitions in the Andalusian Olive Oil sector – History, Perceptions and Conflicts
Lilian Pungas: Social-ecological mentalities within the semi-subsistence urban agriculture in Estonia
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„Building Alternative Livelihoods in Times of Ecological and Political Crisis“
ist eine internationale online-Konferenz des International Degrowth Research Networks, der International Society for Ecological Economics und der European Society for Ecological Economics. Sie findet vom 5. bis 8. Juli 2021 online statt und wird organisiert von der Universität Manchester (UK) .
Martin Fritz gab für die FaktenSammler-Folge „Bioökonomie im Kopf“ ein Interview zu den soziologischen Aspekten beim Wandel hin zu einer Bioökonomie. Der Beitrag ist auf der FaktenSammler-Website der Uni Greifswaldoder auf bekannten Podcast-Portalen zu hören.
„FaktenSammler – Der BioÖkonomie-Podcast“ ist ein Projekt der Universität Greifswald und wird im Rahmen des Wissenschaftsjahr 2020|21 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Über den Start des Wissenschafts-Kunstprojektes „Bio Bio SUV“ der Nachwuchsgruppe flumen in Kooperation mit Sebastian Jung berichtete Jena TV
Im Zuge des Wissenschaftsjahres realisiert Sebastian Jung mit der Nachwuchsgruppe „Mentalitäten im Fluss“ (flumen) der Universität Jena im Botanischen Garten der Uni Jena und im Museum Starnberger See zwei Ausstellungsinterventionen. In Skulpturen, Zeichnungen und einem Think Tank wird das Thema Bioökonomie auf wissenschaftliche, soziologische und künstlerische Art untersucht. Sebastian Jung nimmt sich des menschlichen Blicks auf Natur und Heimat an und lenkt ihn mit künstlerischen Mitteln. Durch das Mittel der Intervention wird mit Pinguinen, Paradiesvögeln und Holzautos ein Irritationsmoment an einen Ort gebracht, an dem sich gesellschaftliches Leben abspielt. Teil der künstlerischen Geste im Projekt ist außerdem ein zehnköpfiger wissenschaftlicher Think Tank, der sich mit Fragen rund um die Rolle von Mentalitäten beim Übergang zur Bioökonomie, in der Rohstoffe und Energie statt aus fossilen aus biobasierten Grundstoffen gewonnen werden, auseinandersetzt. In Diskussionsgesprächen in Jena und Starnberg greift flumen diese Fragen zusammen mit Pratiker:innen und Forscher:innen sowie dem öffentlichen Publikum nochmals auf.
Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie
Wie können wir nachhaltiger leben, Ressourcen schonen und gleichzeitig unseren hohen Lebensstandard erhalten? Das Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie hält Antworten auf diese Frage bereit. Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen, im Dialog mit Wissenschaft und Forschung den Wandel hin zu nachhaltigen, biobasierten Produktions- und Konsumweisen zu diskutieren. In vielfältigen Formaten wird das Konzept der Bioökonomie mit all seinen Potenzialen und Herausforderungen erlebbar gemacht und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD).
Einladung zum Start des Wissenschafts-Kunstprojektes „Bio Bio SUV“ der Nachwuchsgruppe flumen in Kooperation mit Sebastian Jung
Sebastian Jung Ausstellungseröffnung & Diskussionsveranstaltung „Bioökonomie – und was hat das mit mir zu tun?“
im Botanischen Garten Jena, 11. Juni 2021
Soft-Opening: 15 – 20 Uhr
Diskussionsveranstaltung: 17 – 18:30 Uhr, mit Olaf Schubert (Stadtforst Jena), Reinhard Guthke (Bürgerenergie Jena /Thüringen), Samira Lambertz (Klimaentscheid Jena)& Thomas Hering (Referent für Nachwachsende Rohstoffe und Klimawandel Landwirtschaft) mehr Informationen
Einleitung: Sophia Pietryga (Kuratorin der Ausstellung) Moderation: Judith Kiss (flumen)
Im Zuge des Wissenschaftsjahres realisiert Sebastian Jung mit der Nachwuchsgruppe „Mentalitäten im Fluss“ (flumen) der Universität Jena im Botanischen Garten der Uni Jena und im Museum Starnberger See zwei Ausstellungsinterventionen. In Skulpturen, Zeichnungen und einem Think Tank wird das Thema Bioökonomie auf wissenschaftliche, soziologische und künstlerische Art untersucht. Sebastian Jung nimmt sich des menschlichen Blicks auf Natur und Heimat an und lenkt ihn mit künstlerischen Mitteln. Durch das Mittel der Intervention wird mit Pinguinen, Paradiesvögeln und Holzautos ein Irritationsmoment an einen Ort gebracht, an dem sich gesellschaftliches Leben abspielt. Teil der künstlerischen Geste im Projekt ist außerdem ein zehnköpfiger wissenschaftlicher Think Tank, der sich mit Fragen rund um die Rolle von Mentalitäten beim Übergang zur Bioökonomie, in der Rohstoffe und Energie statt aus fossilen aus biobasierten Grundstoffen gewonnen werden, auseinandersetzt. In Diskussionsgesprächen in Jena und Starnberg greift flumen diese Fragen zusammen mit Pratiker:innen und Forscher:innen sowie dem öffentlichen Publikum nochmals auf.
Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie
Wie können wir nachhaltiger leben, Ressourcen schonen und gleichzeitig unseren hohen Lebensstandard erhalten? Das Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie hält Antworten auf diese Frage bereit. Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen, im Dialog mit Wissenschaft und Forschung den Wandel hin zu nachhaltigen, biobasierten Produktions- und Konsumweisen zu diskutieren. In vielfältigen Formaten wird das Konzept der Bioökonomie mit all seinen Potenzialen und Herausforderungen erlebbar gemacht und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD).
Die öffentliche Diskussionsveranstaltung bildet zusammen mit einer Ausstellungseröffnung, bei der Sebastian Jung Zeichnungen und Skulpturen in den Gewächshäusern und der Außenanlage des Botanischen Gartens präsentiert, den Auftakt zum Wissenschaft-Kunstprojekt „Bio Bio SUV“ im Wissenschaftsjahr 2020|21.
Diskutant:innen
Olaf Schubert (Stadtforst Jena), Reinhard Guthke (Bürgerenergie Jena /Thüringen), Samira Lambertz (Klimaentscheid Jena) & Thomas Hering (Referent für Nachwachsende Rohstoffe und Klimawandel Landwirtschaft)
Einleitung: Sophia Pietryga (Kuratorin der Ausstellung)
Moderation: Judith Kiss (flumen)
Kernfragen: Welche Rolle kommt bestimmten Sektoren in Thüringen und uns als Gesellschaft zu, wenn die Wirtschaft sich hin zu einer Bioökonomie bewegt? Welche Chancen und Hürden gibt es für die Nutzung biologischer, nachwachsender Rohstoffe in Jena? In welcher Weise müssen sich Vorstellungswelten und Handlungen – beispielsweise unsere Vorstellungen dazu, wie Wirtschaft funktioniert oder wie wir leben möchten – für eine sozial-ökologische Transformation anpassen? Welche Handlungsmöglichkeit haben wir Bürger:innen?
Hintergrund: Das Ende der fossilen Ära scheint eingeläutet: Immer öfter können wir in Nachrichten und Fachbeiträgen hören und lesen, dass die fossilen Rohstoffe Kohle, Erdöl und -gas in einer noch unbestimmten, aber doch sicheren Zukunft nicht mehr die Grundlage unseres Wirtschaftens, Konsumierens, unserer Fortbewegung – kurz: unseres Lebens sein werden. Jüngst erstaunte die Internationale Energieagentur, die den erneuerbaren Energien bisher eher skeptisch eingestellt war, die Weltöffentlichkeit mit ihrem neusten Bericht Net Zero by 2050, demzufolge ab sofort keine Investitionen mehr in neue fossile Projekte gesteckt werden dürften. Eine kleine Sensation war auch das Urteil des Verfassungsgerichts, das Klimaschutzgesetz in Deutschland müsse derart nachjustiert werden, dass es die Grundrechte jüngerer Generationen garantiert.
Eine kolossale Umgestaltung der Wirtschaft und damit auch unserer Lebensstile steht also bevor. Doch wie soll das gehen?
Ein Ansatz ist die Förderung der Bioökonomie, also einer Wirtschaftsform, bei der fossile Energiequellen und Rohstoffe durch solche biologischen Ursprungs, also aus Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen ersetzt werden.
Soweit, so gut – und was genau hat das mit uns in Jena zu tun?
Die Verbindungen der Bioökonomie zu unserem Leben werden bereits an mehreren Stellen erkennbar: Eine sehr bedeutsame ist die Verbindung zu unseren Wäldern. Viel ist derzeit von der Zukunft der Wälder, von der Waldkrise und Holzknappheit die Rede. Holz wird in einer Bioökonomie einen enorm wichtigen Rohstoff darstellen. Doch wie kann der gesteigerte Bedarf nach Holz gedeckt werden, wenn schon heute Holzknappheit herrscht und Wälder gleichzeitig mit dem Klimawandel und den damit zusammenhängenden Problemen wie Schädlingsbefall, aber auch mit Nutzungskonflikten zu kämpfen haben?
Weitere Verbindungen zeigen sich in den Produkten aus biologischen Materialien, die wir konsumieren könn(t)en. Oder in der Strom- und Wärmeversorgung, denen wir den Vorzug geben könn(t)en. Auf welche biobasierten Energiequellen wir in Jena und Umgebung zurückgreifen können, soll ebenfalls in der Veranstaltung betrachtet werden.
Darüber hinaus bleibt zu bedenken, dass es für eine post-fossile Zukunft nicht ausreicht, fossile durch biobasierte Stoffe zu ersetzen. Vielmehr müssen sich auch unsere Denk- und Verhaltensweisen ändern, die eine Dekarbonisierung unseres Lebens und Wirtschaftens ermöglichen. Verschiedene bürgerschaftliche Projekte engagieren sich in dem Zusammenhang für emissionsarme Lösungen in Jena. Was kann ein: jede:r von uns tun? Worauf müssen wir uns einstellen, wenn es um eine post-fossile Zukunft geht?
Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie
Wie können wir nachhaltiger leben, Ressourcen schonen und gleichzeitig unseren hohen Lebensstandard erhalten? Das Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie hält Antworten auf diese Frage bereit. Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen, im Dialog mit Wissenschaft und Forschung den Wandel hin zu nachhaltigen, biobasierten Produktions- und Konsumweisen zu diskutieren. In vielfältigen Formaten wird das Konzept der Bioökonomie mit all seinen Potenzialen und Herausforderungen erlebbar gemacht und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD).