Interdisziplinärer Workshop „It’s the (bio)economy, stupid!“ 7./8. Oktober 2020

Foto: Jan-Peter Kasper

It’s the (bio)economy, stupid!
Die Zukunft des Wachstums und das Versprechen der Bioökonomie

Interdisziplinärer Workshop am 7./8.10.2020, Friedrich-Schiller-Universität Jena


Bericht
Programm
Präsentationen im Workshop

Videos

Mario Giampietro, ICREA Research Professor, Institute of Environmental Science and Technology (ICTA) at the Universitat Autònoma de Barcelona: “The policy legend of the circular bioeconomy: A biophysical view of the sustainability predicament”, Online Vorlesung, 7. Oktober 2020. Moderation: Anne Tittor


Daniela Thrän, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, 2012-2019 Ratsmitglied des Bioökonomierats: “Bioeconomy’s Contribution to Economic Growth”, Online Keynote, 8. Oktober 2020. Moderation: Dennis Eversberg.


Worum es ging:

Das vorherrschende Narrativ in den laufenden Debatten um die Bioökonomie zeichnet das Bild einer künftigen Wirtschaft, die auf Erneuerbaren Energien und biologischen Ressourcen basiert. Es verspricht modernen Gesellschaften ein “grünes” Wirtschaftswachstum, durch das es möglich werde, eine auf fossilen Rohstoffen und Energieträgern basierende Wirtschaft hinter sich zu lassen und so eine nachhaltige Zukunft aufzubauen.

Doch ist dieses Versprechen eines neuen, biobasierten Zyklus von Wachstum und Kapitalakkumulation erfüllbar? Können auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaften, die gleichzeitig auf bioökonomischen Stoffen und Ressourcen basieren, wirklich nachhaltig und global gerecht gestaltet werden? Ermöglicht die Bioökonomie eine Dekarbonisierung der Wirtschaft sowie die Entkopplung von Ressourcendurchsatz und BIP? Oder würde die Transformation moderner Gesellschaften hin zu postfossilem, biobasiertem Wirtschaften die Überwindung des grenzenlosen Wachstums-Paradigmas voraussetzen?

Während fossil basierte Wirtschaften auf einem stetig wachsenden linearen Durchsatz und einer permanenten Ausweitung der Förderung fossiler Ressourcen aufgebaut sind, fußen biobasierte Wirtschaften auf Stoffen, deren Verfügbarkeit biophysikalischen Grenzen und zyklischen Regenrationsprozessen unterworfen ist und nicht beliebig erweitert und beschleunigt werden kann. Diese Dynamik der Ausweitung der benötigten Energie- und Gütermengen kann in einer auf erneuerbaren Ressourcen beruhenden Wirtschaft nicht ohne weiteres beibehalten werden. Allerdings sind als Folge jedes möglichen Bruchs mit der fossilen Logik des expansiven Abbaus natürlicher Ressourcen wirtschaftliche Krisen und neue Verteilungskonflikte zu erwarten. Andererseits könnte ein Umsteuern zu bio-basiertem Wirtschaften auch Ausgangspunkt für einen grundlegenderen Wandel moderner Gesellschaften sein: die gesellschaftliche Organisation von Lohn- und Care-Arbeit, Konsummuster oder auch die Vorstellungswelten der Menschen könnten neu verhandelt werden, oder zumindest könnte deutlich werden, dass ein Wandel in diesen Feldern nötig ist.

In ganz ähnlicher Weise verkünden politische Akteure und Strategien oftmals, dass die Bioökonomie weitreichende Veränderungen mit sich bringen wird: die Bioökonomiestrategie der EU sagt Europa „rasche, untereinander abgestimmte und nachhaltige Veränderungen seiner Lebensweise und seines Umgangs mit Ressourcen auf allen Ebenen der Gesellschaft und der Wirtschaft“ voraus. Gleichzeitig scheinen die konkreten Handlungen von Schlüsselakteuren aus Politik, Wissenschaft und Industrie auf die Erwartung gestützt zu sein, dass die Bioökonomie es ihnen ermöglichen wird, mit dem business-as-usual fortzufahren und um eine Abwendung vom Wachstumsparadigma herumzukommen.  

Ziel unseres Workshops war es, die Beziehungen zwischen Bioökonomie und Wirtschaftswachstum aus einer multidisziplinären und globalen Perspektive zu diskutieren. Darüber hinaus wollten wir einen Austausch zwischen Debatten zu ökologischen und sozialen Folgen der Bioökonomie sowie den kritischen Debatten um nachhaltiges Wachstum, grünes Wachstum und Degrowth voranbringen.

Flumen Beiträge auf der Degrowth Konferenz 2020

Die Wiener Degrowth Konferenz findet dieses Jahr aufgrund der Coronabeschränkungen digital statt. Vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2020 wird es Workshops und Vorträge zu aktuellen Debattenbeiträgen rund um Degrowth-Themen geben. Die Nachwuchsgruppe flumen wird sich an der Konferenz mit 5 Beiträgen einbringen:

  • Matthias Schmelzer stellt zusammen mit Nina Treu, Tadzio Müller, Julianna Fehlinger und Brototi Roy am Freitag, dem 29. Mai um 11 Uhr 45 das neu erschienene Buch „Degrowth in Movement(s)“ vor. Die Buchvorstellung findet auf English mit deutscher Übersetzung statt.
  • Dennis Eversberg und Melissa Büttner geben ebenfalls am Freitag, um 18 Uhr den Workshop „Sozial-ökologische Transformation: Mit wem – und gegen wen?“. Der Workshop findet auf Deutsch statt.
  • Anschließend wird Dennis Eversberg um 18 Uhr 45 an der Podiumsdiskussion zu „Understanding transformations and the role of strategy“ teilnehmen. Die Diskussion findet auf Englisch mit deutscher Übersetzung statt.
  • Am Samstag, den 30. Mai nimmt Matthias Schmelzer um 10 Uhr an der Podiumsdiskussion zum Thema „Advancing a Degrowth Agenda in the Corona Crisis“ teil. Die Diskussion findet auf Englisch mit deutscher Übersetzung statt.
  • Am Sonntag, den 31. Mai um 17 Uhr gibt Lilian Pungas zusammen mit Susan Andreatta, Christina Plank, Robert Hafner, Mladen Domazet und Branko Ancic den Workshop: „Restructuring the Third/Corporate Food Regime: How Farmers and the Public are Transforming Food and Agriculture for the Future – Post-Covid-19“ . Der Workshop findet auf Englisch statt.

Weitere Infos zur Konferenz sowie ein ausführliches Programm finden sich hier: https://www.degrowthvienna2020.org/en/program/.

Call for Participation

Contested Society-Nature-Relations – Forest related Emotions, Practices and Conflicts in Times of Societal Change

New Deadline for Cfp: 15.06.2020

International Multidisciplinary Workshop 
24th – 25th November 2020
Friedrich-Schiller-University Jena, Germany

The aim of our workshop is to discuss the changing and contested relationships between individuals, society as a whole, and nature – especially forests – from a multidisciplinary perspective. The varying types of human-forest relationships indicate what forests mean to humans, and they can provide insight into broader underlying ideas and practices of how individuals, communities, and societies relate to nature. Different relationships with the forest (i.e. values, perceptions, decisions, and actions relating to it) are an expression of these society-nature-relations, and in turn, have a formative impact on humans themselves and onto their environment. In this workshop, we want to foster exchange and debates between Finnish and German-speaking researchers working on the cultural and social implications of different types of human-forest relationships. Our perspective focuses on human-forest relations at both, the individual and the societal level, and we are interested in past and present developments as well as possible futures.

We welcome contributions from different academic fields of social sciences and humanities, including (but not limited to) Sociology, Political Science, Human and Critical Geography, Social and Political Ecology, History, Political Economy, Philosophy and Cultural Studies. Contributions may be based on theoretical analyses, case studies, empirical investigations, and comparative or in-depth studies.

The workshop will be held in English in Jena (Germany), hopefully with participants being present. We will enable online participation if necessary. In the meantime, the coordination team continues to closely follow the development of the situation and will make further decisions accordingly as needed.

If you are interested in contributing to the workshop, we invite you to submit an abstract of max. 500 words to jana.holz@uni-jena.de until June 15st, 2020. Draft papers or presentations will be due until November 1st, 2020. Workshop discussions will be based on these draft papers or presentations, aiming to refine them for possible publication.

You will find more Information on the ‚Call for Participation‘  here

Call for Abstract: It’s the (bio)economy, stupid! The future of growth and the promise of the bioeconomy

Extended Deadline until 30th April!

Workshop from 7th – 8th October 2020, Friedrich-Schiller-University Jena, Germany.

The aim of our workshop is to discuss the relationships between the bioeconomy and economic growth from a multidisciplinary and global perspective. We want to foster an exchange between debates on the ecological and social implications of the bioeconomy and critical debates on sustainable growth, green growth and degrowth.

We welcome contributions from different academic fields such as sociology, political ecology and economy, human and critical geography, social ecology, history, philosophy, economics etc. Contributions may be based on theoretical analyses, case studies, empirical investigations, comparative or in-depth studies.

If you are interested in contributing to the workshop we invite you to submit an abstract of max. 500 words to flumen@uni-jena.de until April 30th, 2020. Draft papers will be due until September 18, 2020. Workshop discussions will be based on the draft papers, aiming to develop them further for a possible publication.

You will find more Information here.

Workshop: Transitions, ‚pileups‘ and the rule of abstract Energy: Energy regimes and social transformations in and beyond the fossil era, May 15, 2019

Workshop: Transitions, ‚pileups‘ and the rule of abstract Energy: Energy regimes and social transformations in and beyond the fossil era

Research Workshop with Éric Pineault (UQAM, Montreal/Kolleg Postwachstumsgesellschaften) in Jena, May 15, 2019

In this workshop, we will discuss several related controversies concerning the relations between changes in the energy basis of modern capitalist societies on the one handand transformations of their social and mental infrastructures on the other hand. In his famous book „Carbon Democracy“, Timothy Mitchell has claimed that the material properties of fossil energy sources shape the social, mental and political structures of the societies using them to a very high degree, pre-forming as it were the opportunities and limits of democratization processes. Against this view, Andreas Malm has objected in „Fossil Capital“ that the takeoff of a coal-based industrial economy in 18th century Britain was not the „work“ of coal as a resource itself, but the outcome of an expansionary social logic and mentality that had been at play long before, and that merely found its preferred medium of abstraction from social and material restraints in the innovation of the steam-powered factory. Larry Lohmann and Nicholas Hildyard have emphasized that „energy“ itself is an abstract concept that, analogous to the logic of exchange value, enables economic actors to disregard social and material limitations to their activities and conceive of them as capable of infinite expansion. How such expansion has been enabled again and again in the course of the past two centuries by adding oil, gas, nuclear and other energy sources to the energetic base has been demonstrated by Vaclav Smil. His empirical analyses of global energy use in the fossil era amount to the thesis that these energy sources, rather than being the drivers of expansion in several stages that societies have successively ‚transitioned‘ through, have in fact progressively ‚piled up‘ to meet a ceaselessly expanding energy demand. Based on texts by these authors, we will discuss these and related issues, with a particular focus on what conclusions may be drawn from these debates in view of the necessity of far-reaching change that societal energy systems will face in the near future if a post-fossil, bio-based economy and society is to be achieved and catastrophic global warming averted.