flumen-Forschungskolloquium „Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformationen“ im WiSe 2021/22

– ONLINE –

donnerstags 10-12 Uhr

Oktober 2021 
28.10.Max Koch (Lund Universität, Schweden) & Martin Fritz (FSU Jena)  Habitus und die sozial-ökologische Transformation in Schweden
November 2021 
11.11.Matthias Schmelzer (FSU Jena):
Vom Jahrhundert des Betons zum Bauhaus Erde? Zu einer Geschichte des meistgenutzten menschengemachten Materials
Mi 17.11. | 13-15 Uhr (!)Lukas Fehr (Eberhard Karls Universität Tübingen)
Narratives and interpretations of forests in the forestry and timber sector between recreation and wood production (in English!)
Vortrag im Rahmen des Human-Forest-Relationship Scientific Coffee: The “Scientific Coffee” sessions continue our cooperation and exchange on the relations between society, humans and forests that we started with the workshop “Contested Society-Nature-Relations. Forest related Emotions, Practices & Conflicts in Times of Societal Change”
https://uni-jena-de.zoom.us/j/66018542066
Meeting ID: 660 1854 2066 Passcode: 816180
25.11.Michael Schipperges (sociodimenions, Heidelberg):
Soziale Milieus zwischen den Normen „Wirtschaftswachstum“ und „Ressourcenschonung“
Dezember 2021 
02.12.Dorothea Schoppek (Institut für Politikwissenschaft, TU Darmstadt):
Farming, Food and Future. Gegenhegemoniales Potenzial in der deutschen Landwirschaft
16.12.Thomas Friedrich (ISOE Frankfurt) & Martin Fritz (FSU Jena):
Was behindert die Wärmewende? Neue Einsichten aus qualitativen Interviews und quantitativen Umfragen.
Januar 2022
Mi 12.01. | 13-15 Uhr (!)Ph.D., M.Sc. Tuomo Takala (University of Eastern Finland):
Critical Discourse Analysis as a method and a theory. What is the (critical) discourse analysis perspective on the forest and how it differs or does not differ from other perspectives? (in English!)
Vortrag im Rahmen des Human-Forest-Relationship Scientific Coffee: The “Scientific Coffee” sessions continue our cooperation and exchange on the relations between society, humans and forests that we started with the workshop “Contested Society-Nature-Relations. Forest related Emotions, Practices & Conflicts in Times of Societal Change”

Tuomo Takala is a forest policy researcher, formerly a plant ecologist at the University of Eastern Finland (first biology, later forest sciences). The last couple of years he has been working at the University of Helsinki (Forest Sciences), but now he is back at UEF (Forest Sciences) from November 2021 onwards.  

For the last seven years Tuomo has been researching Finnish forest discourses (especially by forest owners, but also by forest professionals and the media) and at the same time developing a critical discourse analysis method combining qualitative content analysis and quantitative multivariate methods. Previously, Tuomo researched mosses in heritage habitats.  

The latest article of Tuomo Takala et al.: Forest owners as political actors. Environmental Science & Policy. Vol 126, Dec 2021. https://doi.org/10.1016/j.envsci.2021.09.009 

https://uni-jena-de.zoom.us/j/69778024804
Meeting-ID: 697 7802 4804, Passcode: 004452
27.01.Walther Zeug (Department Bioenergie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ):
Gesellschaftliche Naturverhältnisse und integrierte Nachhaltigkeitsanalyse in der Bioökonomie
Februar 2022 
03.02.Anne Tittor & Ronja Wacker (BMBF-Nachwuchsgruppe BioInequalities, FSU Jena):
Sozial-ökologische Ungleichheiten am Beispiel der Pestizidbelastung. Befunde aus den USA, Argentinien und Deutschland
10.02.Hanna Ketterer (FSU Jena):
Elemente einer Theorie der Entkoppelung von Einkommen und Erwerbsarbeit. Auf Grundlage einer multi-situierten Ethnographie der Praktiken von Kommunard*innen, Rentier*es und Rentner*innen

Teilnahme per zoom (https://uni-jena-de.zoom.us/j/64517868925, Meeting-ID: 645 1786 8925, Kenncode: 336214)

Bitte beachten Sie, dass für die „Scientific Coffee“-Sessions andere Zugangsdaten gelten (siehe Programm).

Bei Fragen bitte flumen@uni-jena.de kontaktieren


Abstracts:

Lukas Fehr, Eberhard Karls University Tübingen

“Narratives and interpretations of forests in the forestry and timber sector between recreation and wood production”

Forests offer a variety of ways in which they can be used. Timber grows in them, they can be used for recreational activities, provide protection from avalanches, are home to many creatures or are used as CO2 sinks. These uses are difficult to separate from each other in the forest and overlap in many cases. In this session of „Scientific Coffee“ I will explore the different experiences in the forest of people working in the forestry and timber sector. Connected to these experiences are disputes between different interest groups such as visitors and forest workers. This involves narratives of what a forest is, how it should be used and by whom. This includes valuations of the demands of the population on the various forest functions of use, recreation and protection.

Michael Schipperges, sociodimensions, Heidelberg

Soziale Milieus zwischen den Normen „Wirtschaftswachstum“ und „Ressourcenschonung“

Sowohl der Zwang zu einem fortgesetzten Wirtschaftswachstum wie auch die Notwendigkeit, endliche natürliche Ressourcen zu schonen, sind für die meisten Menschen in Deutschland allgemein anerkannte soziale Normen. Zwischen diesen beiden Normen besteht eine erhebliche Spannung. Der Beitrag beschäftigt sich damit, wie diese „normative Dissonanz“ in unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen aus der Alltagsperspektive heraus gedeutet wird, welche Veränderungsbereitschaften dabei existieren und welche Barrieren gegenüber einer sozial-ökologische Transformation daraus resultieren. Grundlage sind empirische Untersuchungen, die der Autor zu dieser Thematik durchgeführt hat. Unter anderem werden aktuelle soziokulturelle Strömungen und verschiedene Zukunftsszenarien betrachtet. Es zeigt sich, dass neben dem Mensch-Natur-Verhältnis immer auch die Mensch-Mensch-Verhältnisse eine Rolle spielen.

Walther Zeug (Department Bioenergie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ)

Gesellschaftliche Naturverhältnisse und integrierte Nachhaltigkeitsanalyse in der Bioökonomie

Die sozialen, ökonomischen und ökologischen gesellschaftlichen Verhältnisse im globalen Kapitalismus haben sich zu einer sozial-ökologischen Krise verdichtet, da die ungleiche Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse unmittelbar an ein massives Überschreiten planetarer Grenzen gekoppelt scheint. Konventionelle politische Strategien im Bestehenden suggerieren lediglich die Produktion von Waren von der Vernutzung von Natur entkoppeln zu können und zu müssen. Allerdings überschreitet Deutschland die planetaren Grenzen um einen Faktor von ungefähr 3,3 und eine Entkopplung um eben diesen Faktor ist mit rein technologischen Mitteln unplausibel. Neben einer notwendigen stofflichen Entkopplung bedarf es einer zusätzlich hinreichenden gesellschaftlichen Entkopplung der Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse von einer an sich steigenden Warenproduktion, und damit einer über die bestehenden gesellschaftlichen (Natur-)Verhältnisse hinausweisenden sozial-ökologischen Transformation. Vor diesem Hintergrund lassen sich die unter dem Containerbegriff Bioökonomie versammelten Narrative, Ideologien, Strategien und Akteure verstehen, deren kleinster gemeinsamer Nenner eine „nachhaltige“ Wirtschaft auf Basis von erneuerbaren statt fossiler Ressourcen ist. Was auch immer unter „Nachhaltigkeit“ verstanden werden kann, ist allerdings keine der Bioökonomie immanente Eigenschaft, sondern muss definiert, analysiert, bewertet und interpretiert werden.
Die bisher dafür zur Verfügung stehenden, vornehmlich quantitativen und natur- bzw. ingenieurswissenschaftlichen Methoden auf mikroökonomischer Ebene (Life Cycle Assessments, LCA) können der Komplexität und Widersprüchlichkeit der sozial-ökologischen Krise allerdings nicht gerecht werden. Daher wird mit der Entwicklung einer ganzheitlichen und integrierten Nachhaltigkeitsanalyse (Holistic and integrated life cycle sustainability assessment, HILCSA) versucht eine transdisziplinäre und kritische Methode zur Analyse und Bewertung konkreter
stofflicher Produktionsprozesse der Bioökonomie zu ermöglichen. Die aktuell vorliegenden ersten Ergebnisse aus dem HILCSA zeigen die Potenziale und Grenzen der Bioökonomie als auch der Methode selbst auf.


Walther Zeug forscht seit 2012 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig zu integrativer und transdisziplinärer Nachhaltigkeitsanalyse/-bewertung, LCA, Bioökonomie, Politische Ökonomie und den Sustainable Development Goals (SDGs).

Hannah Ketterer

Elemente einer Theorie der Entkoppelung von Einkommen und Erwerbsarbeit. Auf Grundlage einer multi-situierten Ethnographie der Praktiken von Kommunard*innen, Rentier*es und Rentner*innen

Die Entkoppelung von Erwerbsarbeit und Einkommen durch ein bedingungsloses Grundeinkommen wird als ein zentrales Element einer sozial-ökologischen Transformation diskutiert. Anhand real existierender Existenzsicherungssituationen untersucht der Beitrag die Frage, unter welchen Bedingungen ein Grundeinkommen nicht-erwerbsarbeitszentrierte Praktiken nicht nur theoretisch ermöglichte, sondern auch praktisch realisierte. Die empirische Grundlage der Untersuchung liefert eine multi-situierte Ethnographie der Praktiken von Kommunard*innen, Rentier*es und Rentner*innen. Theoretisch versucht der Beitrag eine Integration von feministischer Theorie, Bourdieus Praxistheorie und Gabentheorie.