flumen Mitarbeiterin Lilian Pungas hat am 7. November 2019 an der Universität Wien bei einer Ringvorlesung „Ökologische Krise in Osteuropa“ eine Vorlesung mit dem Titel „Ackern unter Hochspannungsleitungen und neben Ölschieferwerken in Estland“ gehalten.
Estland ist das einzige Mitgliedsland der Europäischen Union, das Ölschiefer seit Jahrzehnten ununterbrochen großindustriell nutzt und deswegen pro Kopf einen der höchsten CO2-Fußabdrücken in ganz Europa hat. Der heimische Ölschiefer bedeutet Versorgungssicherheit und verringert die Risiken einer Abhängigkeit vom großen Nachbarn im Osten. Paradoxerweise wird es im Osten des Landes abgebaut, wo die Mehrheit der russisch-sprachigen Bevölkerung Estlands wohnt, die schon im Laufe der 1990er Jahre von der Arbeitslosigkeit und Armut überproportional betroffen war und jetzt wegen steigenden CO2-Quotenpreisen die Schließung einiger übrig gebliebener Ölschieferwerke befürchtet. Eine wichtige sozioökonomische Resilienz für die dortige Bevölkerung stellen dabei die Gartenkooperativen, die sog. „dachas“ dar – ein Beispiel dafür, dass man trotz der vielen Widersprüche vor Ort ein nachhaltiges, Suffizienz-orientiertes Leben führen kann.